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Rite de Passage. Parcours Alpiner Erlebnislandschaften
Michael Hieslmair | Michael Zinganel Das touristische Erlebnis ist keineswegs eine passive statische und ausschließlich visuelle Konsumation von Dienstleistungen und Landschaften. Vielmehr wird es – insbesondere in den Alpen – als eine aktive multi-sensuale Performance in dynamischen Bewegungszyklen erfahren. Dabei wird die gesamte Erlebnislandschaft einbezogen, von der Anreise, über das Hotel, die Berg- und Talstationen, das Nachtleben bis hin zur Abreise. Um Konflikte und Missverständnisse zwischen Touristen, Dienstleistern und Einheimischen zu reduzieren, wird ihre Interaktion durch spezifische Rituale und vielschichtige Bühnenlandschaften gefiltert und moduliert, sodass für alle Beteiligten sowohl Bühnen zur Selbstdarstellung als auch private Rückzugsorte gesichert sind. Gleichzeitig eignen sich die Tiroler Täler mit ihrer ausgeprägten touristischen Infrastruktur, um Einflüsse überregionaler Transformationsprozesse auf die lokale Kulturlandschaft und Architektur zu analysieren. Denn die Erlebnislandschaften in den Tiroler Tälern sind keineswegs ausschließlich auf Basis von Ideen und Konzepten lokaler Seilschaften entstanden, sie sind Koproduktionen, die von Reisenden und Bereisten sukzessive ausgebaut und ausdifferenziert wurden. Lebenswelt im ‘Junkspace’Aus dem Blickwinkel der Kultur- und Architekturkritik wurde dabei so manche Fehlentwicklung beklagt. Diese „Touristifizierung“ hat aber auch maßgeblich zu jener radikal beschleunigten „Modernisierung“ der Lebens- und Arbeitswelt beigetragen, die nicht nur das Überleben in den Hochtälern ermöglicht, sondern auch dass heute das über die Jahrzehnte erarbeitete Know-how in der Errichtung, im Betrieb und in der Choreographie der Erlebnislandschaften erfolgreich und weltweit exportiert wird. Der Preis dafür sind die Wucherungen an Zeichen und Bauwerken, die ‚Junk Spaces’, die sich entlang der großen Aufstiegshilfen in die schneesicheren Schigebiete ausgebreitet haben. Anhand der Wege ausgewählter Akteure (Touristen, Dienstleister und Einheimischer) durch das gesamte Tal rekonstruiert das skulpturale Landschaftsmodell eine alpine Tiroler Tourismushochburg und deutet die Vielfalt der Schwellenrituale, der großen und kleinen Bewegungen und Begegnungen in Urlaubsstress und Dienstleistungsalltag an. Die knappen Ereignis- und Handlungsfolgen stehen dabei beispielhaft für viele andere Akteure. Sozialer KnotenpunktDiese Skulptur wird für 3 Jahre dort aufgestellt, wo sich die Wege von Touristen, Dienstleistern und Einheimischen kreuzen – am Rand des Zielhanges der Mayrhofner Ahornbergbahn und direkt neben dem Gastronomiebetrieb „Stoaner’s Bienen Häusl“. Das Wegenetz bietet Touristen, Dienstleistern und Einheimischen, mitten in der touristifizierten Gebirgslandschaft, ein ästhetisch attraktives Angebot der Reflexion der von ihnen eingenommenen Rollen. Besonderer Dank gilt: Clara und Günther Gürtler für die Unterstützung bei der Standortsuche sowie der Realisierung; Georg Geisler vom „Stoaner’s Bienen Häusl“, für die Bereitstellung des Standorts; den Mayrhofner Bergbahnen, dabei insbesondere Michael Rothleitner; Jürgen Fürrutter von der Firma Zaunteam Tirol für die Fundamentierung; Karl Jura für die Umsetzung der Metallkonstruktion; Christian Stock; Helmut Hieslmair; dem Tourismusverband Mayrhofen-Hippach; der Tirolwerbung; der Kulturabteilung des Landes Tirol sowie der Tiroler Künstlerschaft.
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